Vorwort

Dieser Crash-Kurs ist vor allem zur Wiederholung und zum Üben gedacht. Der Stoff sollte bereits gehört worden sein, der vorliegende Kurs ist nicht vorrangig konzipiert, eine vollständige Einführung in das nötige Grundlagenwissen zu geben. Durch vieljährige Beobachtung in „stofflich-nahen“ Labors und zahlreiche Diskussionen mit Studierenden habe ich die Erfahrung gemacht, dass gerade die von uns Lehrenden als einfach eingestuften Begriffe und Begriffszusammenhänge oft unverstanden bleiben und daraufhin besondere Schwierigkeiten bereiten. Vielleicht nur deswegen, weil das nötige „Wofür“ und „Warum“ nicht vermittelt wurde.

Eine andere Beobachtung betrifft Rechenaufgaben im Speziellen. Identisch wiederkehrende Aufgaben verleiten dazu, die Zahlenwerte der Angabe sowie das Ergebnis auswendig zu lernen — ich nenne das „Prägung der 1. Art“. Bei der „Prägung der 2. Art“ werden zu den einzelnen Rechenaufgaben die Rechengänge dazu gelernt („Ah, dieses Beispiel, da muss ich diese Formel nehmen!“). Das Ergebnis: Bei einer neuen, aber eigentlich sehr ähnlichen Aufgabenstellung gerät man völlig in Ratlosigkeit („Welche Formel brauch' ich da? Keine Ahnung, dieses Beispiel haben wir noch nie gemacht!“). Diese Prägungen werden im Crash-Kurs dadurch behoben, dass die Übungsbeispiele durch ein im Hintergrund laufendes Programm per Zufall erzeugt werden. Wenn Aufgabenstellungen wiederkehren, dann mit verschiedenen Textformulierungen und mit anderen Zahlen. Jedes Übungsbeispiel kann somit so lange trainiert werden, bis es sitzt. Die Intensität bestimmen Sie selbst! Ich habe mich bemüht, so weit es ging, auf Rechenformeln zu verzichten (Vermeidung der „Prägung der 2. Art“). Sie ersparen sich dadurch unter anderem die Anlage aufwändiger Formelsammlungen. In den Text sind ab und zu auch Verständnisfragen eingestreut. Versuchen Sie hier eine Antwort zu finden, bevor Sie den Link anklicken, der die Lösung offenbart.

Zu Beginn gleich eine Ermutigung: Chemisches Rechnen wird üblicherweise mit den Attributen „So schwierig!“, „Wofür braucht man das?“, ... belegt. Mit diesem Crash-Kurs möchte ich zeigen, dass „Pharmazeutisch-Chemisches Rechnen“ — Chemisches Rechnen, angepasst an die Bedürfnisse des Pharmazeuten — eigentlich gar nicht so schwierig ist. Denn: Das nötige mathematische Repertoire beschränkt sich auf die vier Grundrechenarten und den Ansatz von Schlussrechnungen — erreicht somit nicht einmal die mathematischen Höhen der AHS-Unterstufe. Man kommt mit einigen wenigen Grundbegriffen und ihren Definitionen aus. Diese sollte man allerdings im Schlaf beherrschen, denn jedesmal nachschauen zu müssen, was eigentlich die „Dichte“ bedeutet, hemmt die chemische Rechnerei außerordentlich...

Was allerdings nötig ist: die Bereitschaft, ein wenig in logisches Denken zu investieren. Das hat den Vorteil, dass man

  1. sich viel weniger merken muss (auswendig Gelerntes muss immer wieder wiederholt werden),
  2. ein Ergebnis überprüfen kann und nicht auf’s momentane Glück angewiesen ist,
  3. Routine entwickelt, die die Selbstsicherheit erhöht.

Auch wenn’s modrig klingt: Übung macht den Meister! Und durch Routine gewinnt man Selbstvertrauen. Und was Sie erst später merken werden: Ohne Routine erscheint so manche Rechnung schwieriger als sie eigentlich ist. Mein Bemühen, den Stoff nicht allzu trocken zu vermitteln, erhöht die Chance beim Durcharbeiten des Stoffes auch positive Gefühle zu entwickeln. Wenn dieser Fall eintreten sollte, hat sich meine persönliche Zielsetzung erfüllt...

M. Kratzel

 

 

Wer Fehler bemerkt, sollte sie nicht für (oder bei) sich behalten, sondern mir diese mitteilen (Email an: martin.kratzel@univie.ac.at). Auch Anregungen bezüglich Erweiterung der Kapitel, die Übersendung neuer Rechenaufgaben sowie konstruktive Kritik sind sehr willkommen. Bitte beachten Sie vor Abfassung Ihres Emails noch die Fußnoten 1 bis 3.

 

Fußnote 1: Der leider allzu früh verstorbene Ordinarius für Didaktik der Physik Roman Sexl formulierte als Grundgleichung der Didaktik:

Verständlichkeit x Präzision = const.

Mit dieser Fußnote möchte ich vor allem diejenigen ansprechen, denen die Exaktheit meiner Ausführungen zu wünschen übrig lässt.

 

Fußnote 2: Aus Gründen der besseren Sichtbarkeit wird in Formeln und Gleichungen das Multiplikationszeichen als x dargestellt. Liter wird mit "L" abgekürzt, um Verwechslungen mit 1 bzw. l zu vermeiden.

 

Fußnote 3: Für geschlechtssensible Leserinnen und Leser: Im Hinblick auf eine bessere Lesbarkeit des Textes wurde auf geschlechtsspezifische Bezeichnungen verzichtet. "Soweit Bezeichnungen nur in männlicher Form angeführt sind, beziehen sie sich auf Frauen und Männer in gleicher Weise".


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M. Kratzel (2007-03-05)